Goldener Schnitt in der Fotografie einfach erklärt!

“Gold­en­er Schnitt”: Du hast vielle­icht schon ein­mal davon oder der Drit­tel-Regel gehört und Dich gefragt was das eigentlich ist. Mit Sicher­heit hast Du das schon oft beim Betra­cht­en von Fotos wahrgenom­men ohne zu wis­sen, was Du da eigentlich siehst. In diesem Artikel erk­läre ich Dir in ein­fachen Worten, was es mit diesem magis­chen kleinen Trick auf sich hat und wie er Deine Fotos viel inter­es­san­ter wirken lassen kann.

1. Was ist “Goldener Schnitt” überhaupt?

Gold­en­er Schnitt ist ein Bildgestal­tungsmit­tel, das seit Jahrhun­derten nicht nur in der Fotografie einge­set­zt wird, son­dern auch in der zeit­genös­sis­chen bilden­den Kun­st, der Architek­tur und sog­ar in der Musik Ver­wen­dung find­et. Natür­lich beschränke ich mich in diesem Artikel auf die Fotografie.

Ein­fach erk­lärt ist der Gold­ene Schnitt die Teilung des Bildes an bes­timmten Stellen und damit fol­gt der Auf­bau des Fotos einem bes­timmten Muster. Diese Aufteilung wird von vie­len Men­schen als beson­ders har­monisch emp­fun­den. Das Bild wirkt inter­es­san­ter und span­nen­der. Aber dazu kom­men wir jet­zt.

Goldener Schnitt Fotografie

2. Bildaufbau

Jedes Bild, das Du machst, hat einen Bil­dauf­bau. Egal, ob Du Dir etwas dabei gedacht hast oder nicht. Irgend­wie ist Dein Bild aufge­baut. Und das kann inter­es­sant sein oder auch mal lang­weilig.

Es spielt auch keine Rolle, ob Dein Motiv ein Men­sch ist, ein Tier, eine Land­schaft oder ein­fach nur eine Zigaret­tenkippe auf dem Boden. Als Fotograf soll­test Du natür­lich immer bestrebt sein, Dein Foto so inter­es­sant wie möglich zu gestal­ten. Und das gelingt Dir, wenn Du Dir beim Fotografieren ein paar Gedanken dazu machst, wie Dein Foto am Ende ausse­hen kön­nte. Das klingt jet­zt erst­mal nach Arbeit. Ich weiß, man will ja schließlich fotografieren und einen Moment ein­fan­gen und nicht lange noch nach­denken. Ich ver­spreche Dir, wenn Du das ein paar mal gemacht hast, dann geht das irgend­wann von ganz alleine. Das “Nach­denken” ist dann reine Intu­ition und Du fol­gst ein­fach Deinem Instinkt. Das ist wie beim Aut­o­fahren: Denkst Du erst lange darüber nach, in welchen Gang Du schal­ten soll­test oder machst Du es ein­fach ohne zu Über­legen? Bei allem, was wir regelmäßig tun, trainieren wir uns etwas an, das irgend­wann in Fleisch und Blut überge­ht.

Wenn Du durch Deinen Such­er schaust, dann betra­chte mal genauer was Du da siehst und wie Dein Bil­dauf­bau sich gestal­tet. Im Regelfall hast Du Dein Motiv, einen Hin­ter­grund und einen Vorder­grund. Und wie gestal­tet man daraus denn nun etwas, das als “inter­es­sant und span­nend” ange­se­hen wird?

Das richtet sich am Ende natür­lich an Dein Motiv, an den Betra­chter selb­st und auch an Dein eigenes Empfind­en. Wie schön, dass die Fotografie keinen klaren Regeln fol­gt und es wie immer kein richtig oder falsch gibt. Ein­fach­er macht es das natür­lich auch nicht unbe­d­ingt. All­ge­mein kann man aber sagen, dass Motive, die sich ein­fach nur zen­tri­ert in der Mitte Deines Bildes befind­en, vom Großteil der Betra­chter als lang­weilig ange­se­hen wer­den. Daher soll­ten wir uns vielle­icht etwas anderes ein­fall­en lassen und jet­zt kommt der Gold­ene Schnitt endlich ins Spiel.

3. Die Aufteilung des Bildes durch Linien

Gold­en­er Schnitt ist vere­in­facht gesagt nichts anderes als die Aufteilung Deines Bildes in Lin­ien und Kästchen, also in ein bes­timmtes Raster. Dieses Aufteilungsver­hält­nis find­et sich sehr oft in der Natur wieder und wird von Men­schen als beson­ders har­monisch emp­fun­den (so zumin­d­est der Mythos). Und auch wenn wir mit dieser Regel bewusst brechen kön­nen, so hil­ft sie ger­ade Anfängern doch am Anfang beim Bil­dauf­bau.
 
Wie sieht das nun aus?
Das Seit­en­ver­hält­nis der Strecke A zur Strecke B beträgt 61,8% zu 38,2%. Diese Aufteilung kann man natür­lich auch hochkant machen und dann übere­inan­der leg­en. Das ist alles sehr math­e­ma­tisch und eigentlich muss man es sich nicht merken. Wichtig zu wis­sen ist, dass man am Ende dieses Raster erhält und damit arbeit­en wir:
Goldener Schnitt Fotografie
Goldener Schnitt Fotografie
Goldener Schnitt Fotografie

4. Die Schnittpunkte

Wo die Lin­ien sich tre­f­fen, hast Du nun 4 Schnittpunk­te. Und das sind die Punk­te, an denen Du Dein Haupt­mo­tiv aus­richt­est anstatt mit­tig. Entwed­er links oben, rechts oben, links unten oder rechts unten. Da kannst Du Dich aus­pro­bieren. Diese kleine Änderung sorgt schon dafür, dass Dein Foto inter­es­san­ter wird. 

5. Raster in der Kamera

Fast alle Kam­eras haben übri­gens die Möglichkeit, ein Git­ter-Raster einzublenden. Schau mal in der Gebrauch­san­weisung nach, ob Deine Kam­era das kann. Aber: Im Regelfall han­delt es sich hier­bei nicht um den Gold­e­nen Schnitt, son­dern um Git­ter­lin­ien mit 9 gle­ich großen Kästchen. Der Unter­schied zum Gold­e­nen Schnitt ist aber sehr klein (die Schnittpunk­te liegen beim Gold­e­nen Schnitt eben etwas enger zur Bild­mitte).

Falls Du wis­sen möcht­est, wo Du das Raster­git­ter in der Sony A7 iii aktivieren kannst, zeige ich es Dir hier:

Sony A7iii Aktivierung Raster Git­ter

Sollte Deine Kam­era also ein Raster bieten, schalte dies ein. Es wird Dir am Anfang viel helfen und Du lernst, bewusst damit zu fotografieren. Schalte es aber auch gerne bewusst irgend­wann wieder aus. Du willst Dich ja auch nicht auf das Raster fes­tle­gen und vielle­icht auch mal rein aus der Intu­ition her­aus fotografieren und nicht nur nach einem bes­timmten Schema.
Gold­en­er Schnitt: Schnittpunkt liegt links oben direkt auf dem Auge
Goldener Schnitt Fotografie
Gold­en­er Schnitt: Bei­de Motive (Auge, Kopf) liegen auf den Schnittpunk­ten

6. Goldener Schnitt in Lightroom & Photoshop

Beim Bear­beit­en der Bilder in Adobe Light­room kannst Du natür­lich auch nachträglich noch den Gold­e­nen Schnitt beacht­en, indem Du das Raster in Light­room aktivierst und Dein Bild beschnei­dest

Du aktivierst das Git­ter­raster in Adobe Light­room mit der Taste „R“ und kannst anschließend mit der Taste „O“ das Raster ändern und Dich durch die unter­schiedlichen Raster-Optio­nen durch­wählen.

In Adobe Pho­to­shop wählst Du das Freis­tel­lungswerkzeug aus, klickst in das Bild und kannst dann oben in den Rastere­in­stel­lun­gen “gold­en­er Schnitt” auswählen.

Aktivierung des Git­ter­rasters “Gold­en­er Schnitt” in Adobe Pho­to­shop

Fazit

Der Gold­ene Schnitt hil­ft uns, unsere Bilder har­monisch und ansprechend zu gestal­ten. Das macht beson­ders Sinn, wenn man ein eben­falls har­monis­ches Motiv ablichtet. Man kann aber auch bewusst mit der Regel brechen.
Wichtig ist nur, dass man sich bewusst ist, wie man fotografiert.
Einge­blendete Lin­ien in der Kam­era oder später im Bild­bear­beitung­spro­gramm kön­nen uns hier unter­stützen. Irgend­wann hat man den Gold­e­nen Schnitt aber für sich so weit verin­ner­licht, dass man die Hil­f­s­lin­ien eigentlich gar nicht mehr braucht. 
Ich hoffe, meine Tipps kon­nten Dir ein klein wenig weit­er­helfen und Du pro­bierst mal den Gold­e­nen Schnitt aus. Hin­ter­lasse mir doch gerne mal einen Kom­men­tar.

Viel Spaß beim Aus­pro­bieren!
Marc

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