Die Street Photography und wie Du Sie kreativ lernst

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Die Street Pho­tog­ra­phy oder auch Straßen­fo­tografie ist eine ganz eigene Form der Fotografie aber super span­nend und viel­seit­ig. Und auch dankbar, weil man ein­fach so viele tolle Motive find­et, die buch­stäblich auf der „Straße“ zu find­en sind.
Ich möchte Dir heute ein paar kleine Tipps und Tricks zu diesem The­ma geben. Aber mach Dich trotz­dem in Dein­er Fotografie frei davon, was Du darüber gele­sen hast. Die Straßen­fo­tografie sieht für jeden anders aus. Sei frei und offen, was Deine Augen sehen, was DU ein­fan­gen möcht­est. Du machst Deine Regeln. Nie­mand anders!

1. Was beinhaltet die Street Photography?

Das ist Deine ganz eigene Def­i­n­i­tion. Es gibt Fotografen, die nur Men­schen auf der Straße in All­t­agssi­t­u­a­tio­nen ablicht­en. Und auch nie von hin­ten. Dann widerum gibt es Fotografen, die Per­so­n­en möglichst nie ganz zeigen son­dern nur Auss­chnitte wie Hände, Füße, Schuhe.

Es bleibt Dir über­lassen, was Du ein­fan­gen möcht­est. Höre also lieber nicht auf die soge­nan­nten Regeln, die immer wieder aufgestellt wer­den.

Für mich per­sön­lich bedeutet Street Pho­tog­ra­phy, ungestellt und authen­tisch das Leben im öffentlichen Raum einz­u­fan­gen. Das kann aber auch nur mal ein Blatt sein, das irgend­wo liegt oder ein über­laufend­er Mülleimer. Men­schen in All­t­agssi­t­u­a­tio­nen, die sich nicht bewusst sind, dass sie fotografiert wer­den. Ich finde es auch wichtig, dass am Bild bei der Street Pho­tog­ra­phy nichts verän­dert wird. Also nichts weg­stem­peln oder hinzufü­gen. Es soll so sein, wie es ist.

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Street Pho­tog­ra­phy in ein­er S‑Bahn Sta­tion

2. Welches Equipment brauchst Du?

  • Kam­era: Egal welche Kam­era Du hast, Du kannst mit allem fotografieren. Selb­st ein Handy geht. Es kommt auf Dein Auge an. Ich per­sön­lich arbeite nicht mit einem Handy, son­dern mit der Sony A7 iii. Daher beschreibe ich im Fol­gen­den auch die Arbeitsweise damit.
  • Objek­tiv: Wenn Du mit zwei Kam­eras arbeitest, empfehle ich eine Fes­t­bren­nweite und ein Zoomob­jek­tiv. Die meis­ten wer­den ver­mut­lich mit ein­er Kam­era arbeit­en. Da würde ich nur zu ein­er Fes­t­bren­nweite rat­en. Das Wech­seln des Objek­tivs kostet Zeit und vielle­icht ver­passt Du was. Du möcht­est auch nicht durch ständi­ges Objek­tivwech­seln aus dem Flow geris­sen wer­den. Außer­dem wirst Du Dich mit ein­er Fes­t­bren­nweite mehr bewe­gen müssen und find­est dadurch bessere Blick­winkel.
    Ich nutze das Sig­ma 35 mm und das Tam­ron 28–75 mm.
  • Spe­icherkarten: Achte darauf, genü­gend Spe­icherkarten dabei zu haben. Ger­ade in der Street Pho­tog­ra­phy wer­den diese schnell voll.
  • Gutes Schuh­w­erk. Du kannst je nach Tour dur­chaus ein paar Stun­den in der Stadt unter­wegs sein. Ich zieh ganz gerne Jog­ging-Schuhe an, die sind schön weich gepol­stert.
  • Trinken: Nimm aus­re­ichend Flüs­sigkeit mit, wenn Du länger unter­wegs bist
  • Vis­itenkarten: Soll­test Du immer dabei haben. Vielle­icht möchte jemand sein Foto haben und Du bietest an, es zuzusenden. Oder Ihr ver­net­zt Euch über Insta­gram. Oder jemand bit­tet Dich um ein Shoot­ing. Man kann auch auf der Straße dur­chaus einen Fotoauf­trag gewin­nen, wenn man als Fotograf erkennbar ist.
  • Halte Dein Gepäck leicht. Du willst nicht stun­den­lang einen schw­eren Ruck­sack durch die Gegend tra­gen. Son­st wirst Du irgend­wann träge und bewegst Dich weniger
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Stadt­bahn in Stuttgart, aufgenom­men mit ein­er Fes­t­bren­nweite 35mm, Blende f1,4

3. Rechtliche Anforderungen an Dich als Street Photographer

Achte auf das Per­sön­lichkeit­srecht. Fotografieren im öffentlichen Raum ist rechtlich nicht immer ein­deutig. Deswe­gen neige ich dazu, mal auch nur Beine im Großs­tadtd­schun­gel zu zeigen. Auch wenn eine Per­son von hin­ten abgelichtet ist, kann es sein, dass man sie erken­nt. Achte also auch darauf. Fotografierst Du gegen das Licht und bildest eine Sil­hou­ette ab, ist das im Regelfall kein Prob­lem.
Sind die Fotos in einem kün­st­lerischen Rah­men ent­standen, kann man sie dur­chaus veröf­fentlichen. Aber auch hier gibt es einiges zu beacht­en. Das gle­iche gilt auch für Abbil­dun­gen von Gebäu­den. Für mehr Details zu diesem The­ma empfehle ich drin­gend, sich mit den rechtlichen Gegeben­heit­en auseinan­derzuset­zen, die schön in diesem Artikel beschrieben sind:
https://www.berufsfotografen.com/news/street-photography-und-recht-was-man-als-fotograf-wissen-muss
Mach Dich damit ver­traut, was man darf und was nicht. Du möcht­est nach­her keine Klage am Hals haben und einen hohen Geld­be­trag zahlen müssen.

Denke auch daran, dass Men­schen sich schnell beobachtet fühlen wenn sie merken, dass eine Kam­era auf sie gerichtet ist. Und mach Dich darauf gefasst, dass jemand auf Dich zukommt (vielle­icht sog­ar wütend) und ver­langt, die Bilder zu löschen, auf denen die Per­son sich zu erken­nen glaubt. Hier soll­test Du gelassen reagieren und immer daran denken, dass Dein Gegenüber nicht wis­sen kann, was Du mit den Fotos vorhast und wo diese irgend­wann zu find­en sein wer­den.

Biete an, Bilder zuzusenden, wenn Du ange­sprochen wirst und sei fre­undlich und lock­er. Gehe ins Gespräch mit den Men­schen, sein nicht nur Voyeur. Man kann als Fotograf auf der Straße tolle Kon­tak­te knüpfen.

Noch ein Punkt, den ich wichtig finde und gerne ansprechen möchte: Obdachlose fotografieren. Ich per­sön­lich finde es ethisch nicht kor­rekt, Obdachlose ein­fach so zu fotografieren. Diese Men­schen befind­en sich in ein­er schlim­men Sit­u­a­tion und kön­nen sich oft nicht wehren. Denke immer daran ob Du selb­st in so ein­er Sit­u­a­tion unge­fragt abgelichtet wer­den und wom­öglich veröf­fentlicht und damit gedemütigt wer­den möcht­est. 

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Nur die Sil­hou­ette erkennbar
Mann in Stuttgart von hin­ten abgelichtet
Frau von hin­ten abgelichtet

4. Schwarzweiß oder Farbe?

Es gibt viele Ver­fechter der Schwarz-weiß-Fotografie in diesem Meti­er. Aber auch das bleibt Dir über­lassen, weil es kein Richtig oder Falsch gibt. Auch far­bige Bilder gewin­nen in der Street Pho­tog­ra­phy Preise. Wichtig ist, dass Deine Fotos authen­tisch sind und das Gefühl wider­spiegeln, das  Du trans­portieren möchtet. Ich per­sön­lich bin kein Fre­und von über­sät­tigten Far­ben in diesem Bere­ich. Wenn ich far­big fotografiere, dann nicht knal­lig weil das bess­er zu meinem Stil passt.
Man kann aber auch ein­fach mis­chen. Manche Bilder wirken nur in Schwarzweiß während anderen wieder Farbe gut tut. Pro­biere es aus. Und wenn Du schwarzweiß fotografieren möcht­est, dann mache dieses Bild bewusst schwarzweiß. Also achte auf Kon­turen, For­men. Du kannst bei vie­len Kam­eras die Live View auch direkt auf s/w ein­stellen. Da kriegst Du einen ganz anderen Blick­winkel.
Unter­führung in Stuttgart
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Unter­führung in Stuttgart

5. Sei Beobachter

Die besten Bilder machst Du, wenn Du Dich selb­st in der Rolle des Beobachters siehst. Betra­chte die Men­schen um Dich herum. Erahne, welche Geschicht­en sich hin­ter ihre Fas­sade ver­ber­gen kön­nten. Beobacht­en kann man ler­nen und gezielt trainieren. Du bist doku­men­tarisch unter­wegs, also doku­men­tiere was Du siehst. Lass alles auf Dich wirken.

Und achte auf Details. Details sind ein­fach so wichtig. Deswe­gen bist Du auch Fotograf. Weil Du Dinge siehst, die ein ander­er überse­hen würde.
Mann beim Gas­sige­hen im Regen
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Mann beim Schnee schip­pen

6. Achte auf das Licht

Das Licht ist Dein ständi­ger Begleit­er aber auch Dein größter Wider­sach­er. Das Licht entschei­det mit, wie Dein Foto nach­her aussieht. Also lerne damit umzuge­hen. Du kannst den Ein­fall der Sonne nicht ändern oder die Wolken weg­pusten, die ger­ade aufziehen. Aber Du kannst ler­nen, Dich auf diese Sit­u­a­tio­nen einzustellen. Du kannst Deinen Blick­winkel ändern, aus ein­er anderen Rich­tung fotografieren. Und natür­lich soll­test Du in der Lage sein, die Ein­stel­lun­gen Dein­er Kam­era blitzschnell an die Gegeben­heit­en anzu­passen. Automa­tis­ch­er Modus ist tabu!
Wo Licht ist, ist natür­lich auch Schat­ten. Achte genau darauf, wo sich diese befind­en und inte­griere sie in Deine Fotos. Spiel damit.
Stuttgart Heslach_Street Photography
Spiel mit Licht und Schat­ten

7. Verlagere Deinen Blickwinkel

Wir sind es gewohnt, die Welt aus unser­er Augen­höhe zu sehen. Wie viel inter­es­san­ter ist es, seinen Blick­winkel auf Per­spek­tiv­en zu ver­legen, aus denen wir nor­maler­weise nicht sehen. Ich fotografiere sehr gerne von ganz unten, den Boden noch unscharf im Bild. Das schafft inter­es­sante Bilder. Aber man kann auch tolle Bilder von oben machen. Halte die Kam­era ein­fach mal über Deinen Kopf. Oder suche einen erhöht­en Punkt um das Treiben auf der Straße von oben abzulicht­en.
Oder halte die Kam­era schräg, richte Dich an Lin­ien aus, die Du vorfind­est. Es gibt keine Gren­zen, wenn es um inter­es­sante Blick­winkel geht.
Mark­t­platz Stuttgart aus der Boden­per­spek­tive
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Trep­pen­gelän­der mit Blick von unten nach oben aufgenom­men

8. Spiegelungen

Spiegelun­gen sind eine tolle Meth­ode, Deine Bilder frisch und anders ausse­hen zu lassen. Wenn es gereg­net hat (oder noch reg­net), nutze Pfützen als Spiegelfläche. Oder Glass­cheiben. In Innen­städten wirst Du jede Menge Spiegelflächen vorfind­en, die Du gezielt nutzen kannst. Achte darauf, was die Straße Dir bietet.
Spiegelung auf dem nassen Boden
Spiegelung auf dem nassen Boden

9. Bleib in Bewegung

Ver­harre nicht zu lange an ein­er Stelle. Bleib in Bewe­gung und ent­decke. So ein Aus­flug kann super span­nend sein, wenn Du Deine Augen öffnest und Details ein­fängst. Wenn Du nur an einem Spot bleib­st, nimmst Du Dir den Raum zu ent­deck­en. Mehr Ein­drücke fördern Deine Kreativ­ität.
Roll­treppe

10. Bleib im Moment

Ver­suche im Moment zu bleiben und Dich nicht ablenken zu lassen. Ich konzen­triere mich bei der Street Pho­tog­ra­phy ganz auf den Augen­blick und schaue mir keine Bilder an, die ich gemacht habe. Das Vorschaubild, das im Mon­i­tor erscheint, nach­dem man abge­drückt hat, habe ich schon vor Jahren aus­geschal­tet. Erstens spart das Akku und zweit­ens schult es Dein Auge. Lerne zu fotografieren, ohne direkt das Ergeb­nis zu über­prüfen.
Die Bilder kannst Du Dir zu Hause anse­hen und dann aus­sortieren. Mach also lieber ein paar mehr Fotos aber schau sie Dir erst an, wenn Du Ruhe dafür hast.
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Unter­führung in Stuttgart

11. Betreibe die Street Photography konstant und regelmäßig

Je öfter Du Dich mit dem The­ma beschäftigst, desto bess­er wer­den Deine Ergeb­nisse wer­den. Das gilt natür­lich für jeden Bere­ich der Fotografie. Definiere klar für Dich, wie oft pro Woche Du raus gehen wirst, um Fotos zu machen und plane diese Zeit in Deinen Kalen­der ein. Und geh auch raus, egal wie das Wet­ter in dem Moment ist. So lernst Du, mit den gegebe­nen Licht­si­t­u­a­tio­nen klarzukom­men. Und Du über­wind­est den inneren Schweine­hund, der Dich eigentlich auf der Couch gehal­ten hätte.
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Spiel mit Licht und Schat­ten

12. Suche Dir Inspiration

Es gibt so viele tolle Street Pho­tog­ra­ph­er da draußen. Egal, ob sie zu den berühmten Fotografen gehören oder ihre Arbeit­en nur von weni­gen Men­schen gese­hen wer­den. Schau Dir ihre Arbeit­en an und lasse Dich inspiri­eren. Am Anfang kannst Du kopieren. Daraus wird irgend­wann Dein eigen­er Stil entste­hen.

Gehe auf Insta­gram und schau, was Dir zu Hash­tags wie #street­pho­tog­ra­phy, #urbanex­plor­ing, #pas­sion­pass­port ins Auge springt und Dich anspricht. Ver­net­ze Dich mit den Fotografen. Es war noch nie so ein­fach wie in diesen Zeit­en, sich Inspi­ra­tion zu holen.

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Roll­trep­pen sind ein dankbares Motiv, mit dem man immer wieder spie­len kann

13. Lasse Dir Feedback geben

Feed­back ist wichtig. Teile Deine Fotos mit der Welt. Und lege Dir ein hartes Fell zu. Deine Fre­unde wer­den Dir sich­er sagen wie toll Deine Fotos sind und das ist auch schön und nett gemeint. Bist Du aber in Face­book-Grup­pen unter­wegs, kann das Echo schnell mal eine herbe Ent­täuschung sein die bis hin zur Moti­va­tion­slosigkeit führt. Ver­suche also, kon­struk­tives Feed­back von reinen Has­skom­mentaren zu tren­nen. Sag Dir immer wieder, dass es kein falsches Foto gibt, son­dern dass es nur nicht den Geschmack des Betra­chters getrof­fen hat. Kri­tik­fähigkeit gehört mit dazu. Aber Selb­st­be­wusst­sein auch. Selb­st wenn Deine Bilder nicht den Geschmack der bre­it­en Masse tre­f­fen wird es immer Leute geben, die ähn­lich wie Du tick­en und die Du mit Deinen Fotos ansprechen wirst.

Und sei offen für Tipps und entschei­de für Dich gezielt, welche Du annimmst und aus­pro­bierst.

Und Du kannst Dir auch von Profis Feed­back geben lassen. Viele Fotografen bieten Port­fo­lio-Reviews an, ich übri­gens auch. Schau gerne mal auf dieser Seite für mehr Infos vor­bei.

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Frau im Hin­ter­grund, bewusst unscharf geset­zt und mit offen­er Blende fotografiert f2,8

Ich bin ges­pan­nt, ob Dir mein Artikel gefall­en hat und wie Deine kreativ­en Ergeb­nisse ausse­hen. Hin­ter­lasse mir doch gerne mal einen Kom­men­tar, ob meine kleinen Tipps Dich etwas zur Street Pho­to­tog­ra­phy ani­mieren kon­nten. Und wenn Du Deine Ergeb­nisse mit mir teilen möcht­est, ver­linke mich gerne auf Insta­gram unter @photocoachmarc. Ich schau mir Deine Ergeb­nisse super gerne an und kom­men­tiere sie.

Viel Spaß auf der Straße!
Marc

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